Zeitenwende – Psychologische Aspekte erhöhter
Wehrhaftigkeit (Juni 2022)
Inhaltsverzeichnis
- Das aktuelle politische Dilemma
- Heroismus und Postheroismus
- Wehrbereitschaft
- Tötungshemmung und Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Zur Überwindung der Tötungshemmung in der Ausbildung
- Individuelle und gesellschaftliche Verantwortung
- Austauschprozesse - Wer kämpft für wen?
- Wehrbereitschaft und Autorität
- Ein starkes Selbst entwickeln
- Untergangsstimmung und neues Heldentum
- Lernprozesse und Massenmedien
- Humanität und Wehrfähigkeit: »Friedens-Ich« und «Krieger-Ich«
Zeitenwende
Der Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine ist menschenverachtend und völkerrechtswidrig. Bundeskanzler Olaf Scholz erkennt »eine Zeitenwende in der Geschichte unseres Kontinents« (Scholz, 2022). Diese Zeitenwende beinhalte fünf Handlungsstränge: 1. Die Unterstützung der Ukraine einschließlich Waffenlieferungen; 2. Putin von seinem Kriegskurs abzubringen einschließlich Sanktionen; 3. zu verhindern, dass der Krieg auf andere Länder übergreift einschließlich der Entschlossenheit, jeden Quadratmeter des NATO-Bündnisgebietes zu verteidigen; 4. mehr Investitionen in die Sicherheit unseres Landes, um den Plan Putins, ein russisches Imperium zu errichten, zu verhindern; dazu benötigt es eine bessere Ausrüstung der Bundeswehr und ihrer Soldaten und eine neu strukturierte Energieversorgung; und 5. eine Zäsur in der Außenpolitik: so viel Diplomatie wie möglich, ohne naiv zu sein.Es entsteht die in mehrfacher Hinsicht brisante Konstellation, dass Russland zum neuen alten Feind wird: der Aggressor der Gegenwart, die Atommacht, das Opfer des deutschen Angriffskriegs im 2. Weltkrieg, unser vorrangiger Energielieferant. Dabei ist die komplexe deutsch-ukrainisch-sowjetische Geschichte noch gar nicht beachtet. Was bedeutet es vor diesem Hintergrund, zögerlich zu sein in der Frage, ob man die Ukraine mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln unterstützt? Kurz nachdem regressive, populistische Protestbewegungen und Parteien, die Macht und Stärke herbeisehnen, ein „Wir“, ein „Volk“, wieder exklusiv definieren, den Wohlstand aggressiv gegen Fremde verteidigen wollen. Die „Letzten“ sollen die „Ersten“ werden. Wollen wir in den Krieg ziehen?
Nun, zunächst einmal ist festzuhalten, dass sich die westlichen Alliierten eine Selbstbeschränkung auferlegt haben. Es wird keine Flugverbotszone über der Ukraine geben. Diese wäre militärisch nur schwer durchsetzbar. Und Russland könnte sie als aktive Beteiligung am Krieg verstehen. Zudem wird der Angriff Russlands auf die Ukraine nicht als NATO-Bündnisfall verstanden. Es wird kein NATO-Land angegriffen Der Verteidigungsfall wird nicht ausgelöst. Alle weitere militärischen und zivilen Unterstützungen der Ukraine durch die westlichen Alliierten werden von Russland und den westlichen Alliierten als unterhalb der aktiven Kriegsbeteiligung verstanden und behandelt.Der ukrainische Botschafter in Deutschland wirft dem Bundeskanzler und der ganzen Bundesrepublik vor, nicht alles zu tun, um die Ukraine in diesem Krieg zu unterstützen. Die Ukraine würde die Werte der Freiheit und der Demokratie verteidigen. Falle die Ukraine in russische Hand, würde der russische Angriffskrieg bald auch Polen und die baltischen Staaten etc. erfassen. Man könnte sagen, die Bundesrepublik werde am Don verteidigt wie früher am Hindukusch.
Politische Analysten bestätigen dies. Russland dürfe nicht gewinnen. Gleichzeitig sagen diese Analysten auch, dass der Einsatz der USA auch der Abschreckung chinesischer Angriffs- und Eroberungslust gegenüber Taiwan gelte. Russland dürfe auch deshalb nicht siegen, um China zu zeigen, dass man nicht bereit sei, den Völkerrechtsbruch einer gewaltsamen Eroberung eines souveränen Landes hinzunehmen. Mit Fortdauer des Krieges mehren sich die Stimmen, die Ukraine könne und müsse diesen Krieg gewinnen.Also verteidigt Deutschland im Bündnis mit den Alliierten am Don die Ukraine, Polen, das Baltikum, sich selbst, Freiheit und Demokratie, Taiwan, die USA und die internationale Rechtsordnung.
Das aktuelle politische Dilemma
Da ist der heroische Widerstand und die selbstverständliche Opferbereitschaft der ukrainischen Bevölkerung, die mit aller Kraft ihr Leben und ihre Selbstbestimmung verteidigen will. Aus Mitgefühl gibt es eine spontane Identifikation mit der moralisierenden und zum Sieg drängenden ukrainischen Führung. Die heroische Haltung im Krieg kennt nur Sieg oder Niederlage. Und auf der anderen Seite gibt es eine zumindest auch postheroische Mentalität. In einer unter dem atomaren Schutzschild schwer errungenen Nachkriegsmentalität setzt man auf Dialog und Frieden. Der soldatische Heroismus ist an ein Berufsheer delegiert. Es dominiert das Wissen, dass ein Krieg gegen eine Atommacht nicht im herkömmlichen Sinn gewonnen werden kann. Und auch dieses Wissen wird mit Selbstachtung und Selbstbestimmung verteidigt.
Die Abwägung zwischen zwei Übeln, der Niederlage und der Auslöschung der Ukraine oder der Eskalation des begrenzten Konflikts zu einem dritten Weltkrieg, ist riskant. Sich nicht direkt am Krieg zu beteiligen, ist eine selbstauferlegte Beschränkung als Antwort auf dieses Dilemma. Dabei ist es in der Realität die russische Führung, die die Grenze der aktiven Einmischung in den Krieg definiert. Deren pathologische oder kühl kalkulierte Unberechenbarkeit verstärkt das Dilemma, entzieht sich unserem Wissen und gebietet weitere Vorsicht und Zurückhaltung.
Es ist überraschend, erfreulich und ernüchternd zugleich, zu beobachten, wie von verschiedensten Seiten nach einer Sanktionierung dieses Angriffskriegs durch den Internationalen Gerichtshof (IGH) gerufen wird. Der IGH wird weder von Russland noch von China noch von den USA anerkannt. Der Ruf nach dem IGH erscheint wie ein Ruf nach dem Recht, aber auch wie die Umwandlung der Ohnmacht in einen Schrei nach einer übergeordneten bestrafenden Macht. Tatsächlich aber wird es irgendwann Verhandlungen mit Russland geben müssen. Dialog statt Atomkrieg. Ein Ausgang aus dem Dilemma zwischen der verständlichen Identifikation mit dem Heroismus und dem gerechtfertigten Postheroismus könnte in der Formulierung liegen, dass die Ukraine diesen Krieg nicht verlieren darf. Dazu ist es dringend notwendig, dass die Europäische Union, die ihre politische und gesellschaftliche Lebensform weder von außen noch von innen destabilisieren oder aushöhlen lassen will, nur dann politisch handlungsfähig bleiben kann, wenn sie auch militärisch auf eigenen Beinen stehen kann (Habermas, 2022).
Heroismus und Postheroismus.
Wehrfähigkeit meint die Bereitschaft zur Verteidigung der wesentlichen Werte der westlichen Demokratien: Freiheit, Gewaltenteilung, Rechtsstaatlichkeit. Sie soll geistig, seelisch, materiell und militärisch schützen vor einer äußeren Systemkonkurrenz, die mit Krieg und Destabilisierung oder ökonomischer Kraft und totalitärer Überwachung droht. Und sie soll geistig, seelisch, materiell und polizeilich schützen vor antidemokratischen und populistischen Tendenzen, die Überdruss, Überforderung und das Gefühl des abgehängt seins ausnutzen, freiheitliche Grundwerte abzuschaffen (Käppner, 2022). Diese Wehrfähigkeit aber beinhaltet die Rückkehr einer gewissen Bereitschaft, Lasten oder gar Opfer zu tragen. Und sie beinhaltet die Rückkehr eines gewissen Heroismus, mithin eine Lösung des angesprochenen Dilemmas über den Tag des Kriegsendes hinaus.
Zentral für den Gedanken des Heroismus ist die Bereitschaft, Opfer zu bringen, eingeschlossen, das des Lebens (Münkler, 2007). Das Opfer des Helden bewahrt die Gemeinschaft vor Unheil oder Niederlage. Held, Gesellschaft und rettendes Opfer sind untrennbar miteinander verbunden. Religionen und Ideologien versorgen Gesellschaften mit der Symbolik, die den bloßen Tod im Kampf in ein heroisches Opfer verwandelt. Sonst bleiben die Toten Opfer bloßen Abschlachtens. Die Bereitschaft zum Selbstopfer macht den Krieger zum Helden (ebd.).
Darüber hinaus benötigt Heldentum den rühmenden Bericht eines neutralen Beobachter. Diese Rühmung stellt eine Sublimierung dar, bei der Gewaltanwender einem Ehrenkodex unterworfen wird, gegen den er nicht verstoßen darf. Der Kodex definiert, wann Gewaltanwendung zulässig und ehrenhaft ist (ritterlicher Ehrenkodex, Kriegsvölkerrecht). Moderne Herrscher scheinen oft derartige Legitimationsfragen nicht zugänglich. Sie sind nicht an Ehre, sondern an Geld und Macht interessiert. Sie sind keine Helden, sondern Kriegsunternehmer.
Helden bilden eine exklusive Gemeinschaft. Sie grenzen sich von der sie umgebenden Gesellschaft ab. Es können nicht alle Helden sein. Die umgebende nicht-heroische Gesellschaft versorgt die heroische Gemeinschaft mit allem Notwendigen und wird dafür von den Helden gegen äußere Gefahren geschützt. Das Abgrenzungsmerkmal ist die Orientierung an der Ehre. Gleichzeitig ist Heldentum immer von einer tragischen Grundstimmung begleitet. Überall sei Verfall und Niedergang. Die Helden begreifen sich als die letzten ihrer Art. Unheroische Einstellungen und Dekadenz breiten sich aus. Die heroische Gemeinschaft fürchtet, von der umgebenden unheroischen Gesellschaft aufgezehrt zu werden. Helden brauchen den Krieg als Akt ihrer moralischen Erneuerung.
Die heroische Disposition greift nur selten auf die Gesellschaft als Ganzes über. Dennoch gibt es ein gewisses Erfordernis der Vergesellschaftung des Heroischen. Bei gleichen Rechten beanspruchenden Akteuren gewinnt offenbar die Oberhand, wer auf längere Zeit die größeren Potentiale an Heroismus aufbieten kann. Das kann auf dem Weg der Optimierung der heroischen Gemeinschaften geschehen, als auch in der Ausweitung der heroischen Disposition der gesamten Gesellschaft (z.B. allg. Wehrpflicht) (ebd.).
Die Ukraine bildet vermutlich den Ausnahmefall einer heroischen Gesellschaft. Der Heroismus bildet sich mit US-amerikanischer Unterstützung nach dem russischen Überfall 2014 und dem Verlust der Regionen Krim, Donezk und Luhansk. Sie scheint voller Kraft, Zukunftsgewissheit und Siegeszuversicht. Alle materiellen und psychischen Ressourcen werden mobilisiert. Die Folge solcher Kriege sind Ermattung und Erschöpfung solcher Gesellschaften. Nach einem Krieg meinen die Verlierer, man habe nicht genug Opfer gebracht und bei größerem Einsatz könne man vielleicht doch noch siegen. Die Sieger aber sind eher ernüchtert über die enttäuschenden Ergebnisse. Deutschland habe sich im 2. Weltkrieg bis zur völligen Niederlage durchgekämpft, bis es nichts mehr gab, womit man hätte kämpfen können. In der Folge habe sich die postheroische Disposition in einer Stärke durchgesetzt, wie sonst in keiner europäischen Gesellschaft. Postheroische Gesellschaften tendieren dazu, diesen Übergang als politischen Fortschritt, als Überwindung einer soziomoralischen Konstellation zu begreifen. Jedenfalls nicht als Dekadenz. Das Ziel sei, sich auf der erreichten Wegstrecke dauerhaft einzurichten (ebd.).
Der Übergang von der einen zur anderen Gesellschaft hat aber nicht dazu geführt, dass sie aufhören, Organisationen auszubilden und auszurüsten, die die Aufgabe der Abwehr innerer und äußerer Gefahren übernehmen. Die Frage ist viel mehr, wie die Organisationen alimentiert werden. Mit Geld? Oder mit Ehre? Krieg und Terror zeichnen sich heute dadurch aus, dass sie direkt die Zivilbevölkerung angreifen. Mit wenig Einsatz sollen große Effekte erzielt werden. Zugleich verachten die zum Selbstopfer bereiten Kämpfer die postheroischen Gesellschaften als dekadent (ebd.). Was sind die russischen Kämpfer, Helden, Kriegsunternehmer, selber auch Opfer?
Wehrbereitschaft
Freiheit, Demokratie, Wohlstand bewahren und verteidigen wollen, verursacht Kosten. Materielle, geistige, soziale und seelische Ressourcen. Der Kern der Verteidigungsbereitschaft ist keine einfache Kosten-Nutzen-Rechnung. Sie ist Ausdruck eines seelischen Austauschprozesses, in dem das sich das Individuum identifiziert mit der Gesellschaft und Stärkung und Schutz erfährt. Dadurch wird sein Beitrag symbolisch erhöht. Der Beitrag wird insofern zum Opfer. Es reicht von der milden Selbsteinschränkung bis hin zur Bereitschaft, sich selbst mit dem Tod zu konfrontieren, passiv, als Angst vom Feind getötet zu werden, und aktiv, als selber den Feind zu töten. Der Kern der Opferbereitschaft ist die Selbstopferung. Die Gesellschaft muss sich entweder selbst verteidigen oder eine Armee beauftragen, dies für sie zu tun. Für gewöhnlich sucht man dazu Menschen aus, solange sie noch psychologisch formbar sind. Sie lernen, sich von ihrem Feind zu distanzieren, ihn zu hassen und zu dehumanisieren. Man setzt sie dem Druck der Autorität, dem Gruppendruck und der Absolution durch die Gruppe aus. Sogar dann zeigen sie noch Widerstände gegen das Töten. Sie schießen in die Luft oder finden andere Aufgaben. Deswegen müssen sie ausgebildet werden. Und das kann sehr effektiv gelingen (Grossman, 2009, S. 327) .
Will man in der Zeitenwende die Bundeswehr besser ausrüsten, so braucht es neben Geld und Materialbeschaffung vor allem eine Definition ihrer Aufgaben. Die Bereitschaft, zu töten oder zu sterben bleibt ein zentraler Bestandteil der Wehrhaftigkeit auch in modernen Kriegsvarianten (Cyberattacken auf Infrastruktur, Kampf um Wasser und Nahrungsmittel, Kampf um Energie). Anders formuliert: Es braucht ein Feindbild. Im Folgenden sollen deshalb die inneren Verbindungen zwischen der persönlichen und der gesellschaftlichen Last der Verantwortung für die die Überwindung oder Nicht-Überwindung der Tötungshemmung und das Tragen der Last für daraus resultierenden psychischen Störungen und gesellschaftlichen Folgen erörtert werden.
Tötungshemmung und posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
Selber zu töten oder Tötungen mitzuerleben kann traumatische Eindrücke hinterlassen (posttraumatische Belastungsstörung, kurz PTBS), als Folge von »Gemetzel und Gräueltaten«). Die Stärke der Posttraumatischen Belastungsstörung ist abhängig erstens von der Stärke des initialen Traumas und zweitens von der Akzeptanz und sozialen Unterstützung der Kriegsheimkehrer (Grossman, 2009, S. 288).
Es gibt einen riesigen Widerstand, den Mitmenschen zu töten, so stark, dass unter vielen Umständen der Soldat lieber stirbt, als ihn zu überwinden. Untersuchungen zeigen, dass im 2. Weltkrieg nur 15 – 20% aller Soldaten geschossen haben (ebd. S.3). Die anderen gerieten jedoch nicht in Panik, liefen nicht weg, setzten sich anderen Gefahren aus. Die fehlende Begeisterung für das Töten veranlasst viele Soldaten eher zu Imponierverhalten, Unterwerfung oder Flucht, als zu kämpfen. Die kämpfen-oder-fliehen-Dichotomie ist die Wahl in allen Gefahrensituationen, außer denen, die von der eigenen Spezies herrühren. Hier werden die Wahlmöglichkeiten auf Imponierverhalten und Unterwerfung erweitert (ebd. S.5).
Diesen Widerstand zu überwinden, kann trainiert werden. Nötig ist dann die wiederholte, möglichst realistische Darbietung des angstauslösenden Reizes der Gefahrensituation und die Einübung der erwünschten Antwort. Bis die Reaktion ohne Einschaltung der Vernunft automatisch abläuft. Die Geschichte der Kriegskunst kann verstanden werden als Geschichte zunehmend effektiver Mechanismen, Menschen zu befähigen und zu konditionieren, den angeborenen Widerstand, den Mitmenschen zu töten, zu überwinden (ebd. S.13). Im Vietnamkrieg der USA stieg die Rate der schießenden Soldaten auf 90-95% (ebd. S.252).
Es sind nicht die Ängste vor dem Tod oder verletzt zu werden als Hauptgrund für psychiatrisch bedingte Ausfälle im Gefecht. Die Hauptgründe sind vielmehr die zweischneidige Verantwortung, dass erwartet wird, dass man tötet (und der Konflikt töten zu sollen und es nicht zu wollen unlösbar ist) und der Stress, ihrem möglichen Mörder in die Augen zu sehen (ebd. S .65). Eine Ausnahme bilden hier nur die Gefangenen in Nazi-Konzentrationslagern, die ihren sadistischen Peinigern direkt und persönlich ausgeliefert waren und von denen ihnen ihre Menschlichkeit abgesprochen worden war (ebd. S. 78).
Jenseits von Angst und Erschöpfung umgibt ein Meer von Schrecken den Soldaten im Kampf: die leidvollen Schreie der verwundeten und Sterbenden zu hören, den Geruch von Fäkalien, Blut, verbranntem Fleisch, faulender Verwesung, den Gestank des Todes riechen, das Zittern des Bodens, dass sogar die Erde stöhnt unter den Artilleriegeschossen, den letzten Schauer des Lebens zu spüren, wenn dein Freund in deinen Armen stirbt, und das Salz des Blutes und der Tränen zu schmecken, während du mit einem Freund gemeinsam trauerst und nicht weißt, wessen Blut und Tränen es sind (ebd. S.73). Diese schrecklichen Erinnerungen haben weit mehr Einfluss auf die aktiven Kämpfer, als auf die passiven Beobachter am Kampfgeschehen. Jeder tote Feind ist ein Mensch, den der Soldat getötet hat; und für jeden toten Kameraden trägt der Soldat die Verantwortung. Mit jeder Anstrengung, diese Verantwortung zu vermindern, vermehrt sich seine Schuld (ebd. S .74). Und während man sich als junger Mensch vielleicht vor diesen Erinnerungen schützen kann, kommen sie im Alter wieder.
Zur Überwindung der Tötungshemmung in der Ausbildung
Die Ausbildung soll die Soldaten befähigen, den überwältigenden Ansturm von Reizen und Gefühlen in der Kampfsituation, ohne in Hilflosigkeit zu geraten, zu überstehen, dadurch ihre Aufgaben möglichst effektiv zu erfüllen und möglichst gesund oder wenig beschädigt wieder heimzukehren. Schmerz und Mitleid bedrohen die Moral, die zum Kampf und zum Überleben notwendig sind. Schmerz, Mitleid und Freundschaft werden deshalb in der Ausbildung unterdrückt oder verhindert (Shatan, 1981 S. 563).
Töten bereitet den meisten Menschen Schuldgefühle. Den Soldaten werden sie durch verschiedene Mechanismen erleichtert. Da sind der Befehl des Vorgesetzten, die Gruppenzugehörigkeit und die physikalische Distanz zum Opfer. Der Befehl wirkt stärker durch körperliche Nähe des Vorgesetzten, den subjektiven Respekt, den er genießt, die Strenge des Befehls und die Legitimität des Vorgesetzten und seines Befehls. Die Absolution durch die Gruppe ist abhängig von der Identifikation mit der Gruppe, der Nähe der Gruppe zum Soldaten, die Stärke der Unterstützung der Gruppe für das Töten, die Größe der Gruppe und die Legitimität der Gruppe. Neben die physikalische Distanz zum Opfer treten noch eine emotionale, soziale kulturelle und moralische Distanz, wie sie z.B. in lebenslang erworbenen abwertenden, enthumanisierenden Feindbildern enthalten ist. Und schließlich gibt es eine mechanische Distanz, die eine sterile videospielartige Nichtrealität auf Bildschirmen beinhaltet, ein Wärmebild, ein Scharfschützenvisier oder andere mechanische Puffer (ebd. S. 186).
Zweitens geht es um taktische Überlegungen wie die Bedeutung und Effektivität der zur Verfügung stehenden Strategien, der Bedeutung des Opfers als Bedrohung für den Soldaten und eine innere Gewinn- und Verlustrechnung. Drittens geht es um die Prädisposition des Soldaten, d.i. sein Training, seine kürzlichen Erfahrungen und sein persönliches Temperament. Dabei wird geschätzt, dass zwei Prozent der Kampfsoldaten »aggressive Psychopathen« seien, die scheinbar kein mit dem Töten gewöhnlich verbundenes Trauma erfahren (ebd. S. 189 f). Vermutlich sind es eigene Gewalterfahrungen, die junge Männer dazu bringen, aus Angst selbst bestraft zu werden, Befehlen zu schießen sofort zu gehorchen. Deswegen werden vor allem jüngere Männer rekrutiert. Das Alter ist wichtig, denn sowohl das biologische Gehirn als auch Normen und die Anpassung an die Gesellschaft werden erst geformt. Auch Mitglied einer Gruppe zu sein, in der alle ihre Gewaltfantasien ausleben, macht es wahrscheinlicher, selber zu töten. Die Identität formt sich in der Auseinandersetzung von Gruppenzugehörigkeit und Feindbildern (Zeller et al, 2020).
Durch die Ausbildung gibt der Soldat seine persönliche Identität zugunsten einer kollektiven Identität, einer Kampfpersönlichkeit auf. Er nimmt eine paranoide Kampfhaltung als sein neues »Realitätsprinzip« an. Diese Umformung ist die Grundlage der Schwierigkeit, bei der späteren Rückkehr ins Zivilleben die Realitätsmembran wieder in die andere Richtung zu durchstoßen. Die typischen Symptome einer traumatischen Neurose oder PTBS sind eine häufige Folge: chronifizierte physiologische Erregung, veränderte Konzeption des Selbst in Beziehung mit der Welt, Alpträume mit Vernichtungsdrohungen, chronische Irritabilität, Schreckreaktionen bis hin zu Gewaltausbrüchen gegen sich und andere, Morden, Selbstmord, sozialen Schwierigkeiten und aufsuchen extremer Gefahren (Bohleber 2000, s. 809; Shatan 1981).
Anfängliche Abneigung gegen das Töten kann in appetitive Aggression, eine Lust am Töten umschlagen. Es sei wie Lust an der Jagd auf Beute, wie ein Schuss Heroin. Man vergisst auch, dass man selbst sterben könnte. 20% der Männer finden es eine sexuelle aufregende Tat. Die appetitive Aggression ist unabhängig vom biologischen Geschlecht; die Anzahl der ausgeführten Gewalttaten ist hingegen abhängig vom Geschlecht und der bisherigen Teilnahme an Kampfhandlungen, was verschiedene Rollenverteilungen reflektiert.
Tatsächlich scheinen nur wenige Gewalttäter psychisch krank zu sein. Sie zeigen in der Regel eine Mischung aus fehlender Hemmschwelle, vorgelebter Gewalt und eine unglückliche Genkombination. Vergewaltigungen scheinen bei jungen Männern eher die Regel zu sein als die Ausnahme. Gräueltaten scheinen hingegen eher von schon erfahreneren Kämpfern ausgeübt zu werden, bei denen die Hemmschwelle längst abgebaut ist.
Die appetitiven Kämpfer sind gut gegen Traumata geschützt. Sie empfinden sich als Helden. Werden sie bei der Rückkehr in die Heimat von der Zivilgesellschaft angeklagt oder bekämpft, kann es auch im Nachhinein noch zu einem Zusammenbruch kommen. Kriegerische Aggressionen, die belohnt werden, brennen sich in das Gehirn ein. Es kostet dann immer mehr Mühe, diese Aggressionsbereitschaft zu kontrollieren. Nach einem Krieg müssen die Kämpfer einen Rollenwechsel akzeptieren. Es geht darum, die Aggressionen friedlich auszuleben. Und es wird nur wenige Menschen geben, mit denen man seinen Erfahrungen teilen kann (Berndt 2020).
Die Desensibilisierung besteht im Unterschied zu früheren Kriegsvorbereitungen in der gedanklichen und sprachlichen Indoktrination, gegenüber dem Leiden des Feindes unempfindlich zu werden und gleichzeitig die Vorstellung zu entwickeln, dass ihr Zweck nicht darin bestehe, tapfer zu sein oder zu kämpfen, sondern zu töten (Grossman, 2009, S 254). Die wichtigsten Mechanismen modernen militärischen Trainings sind jedoch klassisches (nach Pavlov) und operantes (nach Skinner) Konditionieren. Vereinfacht gesagt geht es darum, eine reflexhafte »Schnellschuss«-Fähigkeit zu entwickeln. Mit Belohnungen und milden Bestrafungen werden die Übungsteilnehmer in möglichst realistischen Situationen gedrillt. Dieses Konditionieren war sehr erfolgreich. Niemand hat nach Nebenwirkungen gefragt (ebd., S.257). Dieses Einüben hilft auf gewisse Weise, im realen Kampf zu verleugnen, dass man einen Menschen getötet hat. Diese Verleugnung wird unterstützt durch die Konzentration auf einen konkreten Punkt am Opfer, wodurch das menschliche Element weiter aus dem Denken entfernt wird. Der Erfolg dieser Konditionierung und Desensibilisierung ist offensichtlich und nicht zu verleugnen. Er kann gesehen und erkannt sowohl in Individuen als auch in der Leistung von Nationen und Armeen (ebd. S.- 258).
Letztlich muss man niemanden im Krieg erschossen haben - obwohl es die meisten Soldaten im Vietnamkrieg getan haben. Die Teilnahme an einer Ausbildung, die den Feind dehumanisiert, führte dazu, sich vorbereitet und bereit dazu zu fühlen, verbaute ihnen die Fluchtmöglichkeit, bei der Rückkehr aus dem Krieg der Last der Verantwortung zu entkommen. Der Punkt ist, dass die Teilnahme an dieser Ausbildung, »kombiniert mit einer nachfolgenden Teilnahme an einem Krieg, es möglich macht, die Schuld des Tötens zu teilen, ohne jemals getötet zu habe.« (ebd. S. 262).
Individuelle und gesellschaftlich Verantwortung
Es ist der einzelne Soldat, der schießt. Er schießt auf Befehl, in der Gruppe, nach einer Ausbildung, mit guter Begründung. Die Verantwortung erscheint diffus: beim Oberkommandierenden, beim Truppenkommandeur, bei der Gruppe, beim einzelnen Soldaten. Er hat geschossen. Welche Verantwortung trägt die Zivilgesellschaft? Auch mit Waffenlieferungen oder dem Unterlassen von Waffenlieferungen übernimmt man Verantwortung.
Kehrt der Soldat heim, wird er seine traumatische Erfahrung verarbeiten. Er wird wissen, wie er sein Dilemma gelöst hat, ob er töten konnte, er wird die Umstände des getötet haben durcharbeiten, er wird ein Hochgefühl erleben und Gewissensbisse und Abscheu. Er wird sein Handeln rechtfertigen und akzeptieren.
Wenn dieser Prozess misslingt, kommt es zur Fixierung, entweder der Unfähigkeit zu töten oder des Hochgefühls über das Töten oder Gewissensbisse entwickeln sich. Es entsteht eine Posttraumatische Belastungsstörung.
Besonders die Interaktion der Verarbeitungsphasen von Hochgefühl und Gewissensbissen ist ein wunder Punkt. Dem rückblickenden Hochgefühl, jemand getötet zu haben, folgen die Gewissenbisse. Wenn man so empfindet, muss etwas falsch mit mir sein. Tatsächlich ist dies eine der gewöhnlichen Reaktionen unter Kriegern. Wenn der Befehl der Autorität und die Bedrohung durch den Feind stark genug sind, den inneren Widerstand des Soldaten zu überwinden, ist es verständlich, wenn er eine Befriedigung empfindet. Er hat sein Ziel erreicht, seine Freunde geschützt, sein eigenes Leben gerettet, seinen inneren Konflikt gelöst. Aber das nachfolgende schlechte Gewissen ist zu einem guten Teil eine schreckliche Antwort auf dieses verbreitete Hochgefühl. Es ist lebenswichtig für zukünftige Soldaten, zu verstehen, dass dies eine normale und sehr verbreitete Antwort auf die nicht normalen Umstände eines Kampfes ist (ebd. S. 245).
Durch Ausbildung und Training ist die Rate derjenigen, die gezielt schießt, dramatisch erhöht worden. Dadurch hat sich auch die Rate derjenigen erhöht, die nicht schießen wollen oder die unfähig sind, zu schießen. Beide Gruppen von Soldaten sind innerlich erschüttert. Wenn sie zurückkehren ins Zivilleben, und von ihren eigenen Landsleuten nicht verstanden, sondern attackiert werden, entstehen weitere psychische Traumata und Langzeitschäden (ebd. S. 252). Zahlreiche Untersuchen zeigen, dass von zurückkehrenden Veteranen aller US-Kriege statistisch nicht mehr Gewalttaten ausgehen, als von Nichtveteranen gleichen Alters und Geschlechts.
Es geht immer um die Frage, kann und will man töten oder nicht. Das gilt in der Ausbildung und im Gefecht, im Militär und in der Zivilgesellschaft, sowie im Krieg und in der Nachkriegszeit. Einsatzstrategien und Rechtfertigungen prägen den gesamtgesellschaftlichen Verarbeitungsprozess. Die Zerstörung zwischenmenschlicher Beziehungen durch militärtaktische Operationen zur schnelleren Erholung der Soldaten oder der exzessive Ge- und Missbrauch von Beruhigungsmitteln und Drogen verhinderten die Entwicklung von Anpassungsmechanismen an die Zivilgesellschaft. Ein Gefühl der Niederlage erschwert die Entwicklung von »Reinigungsritualen«, in denen zurückkehrende Soldaten ihre Erfahrungen untereinander bearbeiten, ihre Kriegsrollen ablegen und zivile Rollen langsam übernehmen konnten. Die heimkehrenden Soldaten erscheinen als Verlierer, verurteilt, schuldig, alleine, nicht willkommen. Die Toten bleiben unbetrauert. Für Sieger werden Paraden abgehalten und Denkmäler errichtet.
Austauschprozesse – Wer kämpft für wen?
Ich halte diese Überlegungen deshalb für so wichtig, weil sie ein Licht werfen auf die aktuelle deutsche Diskussion, ob man der Ukraine »schwere« Waffen liefern soll oder nicht. Unterstützung tötet, nicht zu unterstützen tötet auch.
Wir unterstützen die Ukraine nicht total. Es gibt keine Flugverbotszone, keine aktive NATO-Beteiligung. Wir betreiben eine Selbstbeschränkung. Wir haben eigene Interessen, wir haben eine eigene, dritte Position. Das gilt auch gegenüber den westlichen Alliierten, besonders den USA. Wenn die »Kinder« selbstständig werden und eigene Unternehmungen veranstalten, können sie sich auch an den Unkosten für die gemeinsame Haushaltsführung beteiligen. Das macht dann auch gegenseitig weniger abhängig. Das läge im Zuge der Erkenntnis der neuen Zeit, weniger Abhängigkeit allenthalben anzustreben. Russland zeigt zudem gerade, dass ein konventioneller Krieg auch unterhalb des atomaren Schutzschirms geführt werden kann. Nicht nur zwischen kleinen Staaten. Das atomare Schutzschild hat einen Teil seiner Kraft verloren.
Jetzt, im Mai 2022, meldet sich Präsident Selenskij. Der Krieg in der Ukraine werde blutig sein, es wird heftige Kämpfe geben, aber endgültig enden wird er nur durch Diplomatie. Es sollte es ein Dokument über Sicherheitsgarantien für die Ukraine geben, das von den Freunden und Partnern der Ukraine unterzeichnet wird. Parallel solle es eine bilaterale Diskussion mit Russland geben (Kurier, 21.5.2022).
Wehrbereitschaft und Autorität
Töten bereitet den meisten Menschen Schuldgefühle. Mächtige Mechanismen erleichtern deren Rationalisierung: a) der Befehl des Vorgesetzten, b) die Gruppenzugehörigkeit und c) eine Distanz zum Opfer, anders formuliert: Gehorsam, Gruppendruck und psycho-physische Distanz (Flugzeug, Drohne, Wärmebild, Feindbild) zum Opfer. Das individuelle Über-Ich wird geschwächt, abgeschaltet oder ersetzt. Gleichzeitig werden dem Soldaten rationale Strategien und eine innere Gewinn- und Verlustrechnung präsentiert, die die Bedeutung seines (möglichen) Opfers als effektiv erscheinen lassen. Und schließlich geht es um die Prädisposition des Soldaten, seine Ausbildung, seine Erfahrungen und sein persönliches Temperament. Neben den zwei Prozent »aggressiver Psychopathen« sollen mehr Soldaten vorbereitet und willig werden, nötigenfalls zu töten. Und aus dem Kampfgeschehen möglichst nur geringe Schäden nachhause zu bringen.Soldaten als Bürger in Uniform sollen eine Rolle erlernen, in der sie Befehle geben, Befehle ausführen und ggf. bei erkannter eigener Bedrohung, ohne zu zögern, schießen. Sie sollen Gefahrensituationen differenziert einschätzen (Freund oder Feind) und einen Rollenwechsel in andere Strukturen vollziehen können, die nicht nach Befehl und Gehorsam funktionieren.
Verbreitung und Stärke eines autoritären Syndroms in Deutschland werden seit Jahren gemessen (Decker & Brähler, 2020). Das autoritäre Syndrom umfasst demnach die beiden Hauptdimensionen Sadomasochismus und Projektivität. Sadomasochismus beinhaltet die Elemente autoritäre Aggression (z.B. Härte gegen Außenseiter, Unruhestifter Unerwünschtheit spüren lassen, Regeln ohne Mitleid durchsetzen), autoritäre Unterwürfigkeit (Suche nach starken Führungspersonen, Entscheidungen Führungspersonen überlassen, dankbar sein für Anleitung) und Konventionalismus (Traditionen pflegen, bewährte Verhaltensweisen nicht in Frage stellen).
Mehr als die Hälfte der Bundesdeutschen offenbaren autoritäre Aggressionen, jeder Fünfte wünscht sich eine starke Autorität, die Sicherheit und Stabilität verspricht. Dies ist durch aus mit einem gewissen Rückgang von Unterwerfungsbereitschaft vereinbar, sobald man dies als Kritik an den herrschenden Eliten versteht. Dem zugrunde liegt dennoch eine Sehnsucht nach einem »starken Mann« (ebd. S. 203).
Der autoritäre Erziehungsstil hat sich in den letzten Jahrzehnten deutlich verändert. Körperliche Züchtigung und Gewalt, Gehorsam und Disziplin sind weitgehend zurückgetreten. An ihre Stelle sind emotionale Zuwendung, aber auch Selbstkontrolle, Leistung, Kompetenzentwicklung und Integration in eine verwaltete Welt getreten (Altmeyer, 2019). Ich-Ideal anstelle von Über-Ich. Alte Bindungen und Zugehörigkeiten lösen sich. Dem Individuum stehen viele Lebensmöglichkeiten offen. Marktmechanismen, Wirtschaftswunder, Marktgängigkeit, Individualismus, Authentizität und Selbstverantwortung werden zu einem neuen Ideal. Entfremdung Ehrenberg, 2004) und Einsamkeit nehmen zu. Die Welt wird komplex und unübersichtlich. Die »Ambivalenz der Moderne« (Heitmeyer, 2018) zeigt sich in aller Deutlichkeit: Freiheit neben Unterwerfung, Autonomie neben Zwang, unendlich viele Wahlmöglichkeiten bei großer innerer Spannung.
Ein starkes Selbst entwickeln
Die Fähigkeit, sich stark, aktiv und wirkmächtig zu fühlen, basiert auf einer guten frühen Bindungsbeziehung. Schmerzliche Erfahrungen können integriert werden, indem man sie fühlen und benennen kann, sie mitteilt, Geschichten und Erklärungen darum herum findet, sich ablenkt, mit der Erfahrung lernt, dass sie vorübergehen (symbolische Externalisierung; Fonagy et al, 2004). Kommen zu viele oder zu schwere Verwundungen (Traumatisierungen) hinzu, will man den Schmerz nicht mehr spüren. Man will schmerzfrei sein, unverwundbar.
Dieses Nicht-Wahrhabenwollen eigener Schwächen verzerrt die Wahrnehmung der Realität. Das Gefühl, stark und evtl. überlegen zu sein, basiert auf der Verdrängung und Projektion der eigenen Schwäche. In der eigenen Person entsteht eine Lücke, man fühlt sich leer, unsicher und wertlos. Es entsteht eine Entweder-oder-Haltung mit der Tendenz zur Projektivität. In dieser Lücke entsteht der Wunsch nach einem »starken Mann« oder Teil einer Gruppe, Masse, Religion oder Nation zu sein. Ein vorher isoliertes Selbst erfährt so eine enorme Ausweitung. Es ist deshalb besonders geneigt, seine Grenzen aufzugeben und mit der Gruppe zu verschmelzen. Ein Empfinden einer narzisstischen Vereinigung tritt nicht nur in realen Gruppen auf, sondern auch bei Individuen, die virtuelle Massen bilden (Chassguet-Smirgel,1975).
Virtuelle Massen können reale Mobs bilden. Sie liefern jene Bestätigung, die man im Kontakt nicht gefunden hat: radikal und frei von Ambivalenzen. Gemäß der Logik »je extremer, desto besser« gelangt man mit wenigen »Likes« auf Seiten mit Verschwörungserzählungen bis hin zum gewaltbereiten Umfeld (Hurtz et al 2021).
Individuelle Dispositionen verbinden sich mit gesellschaftlich bereitliegenden Feindbildern. Sie verkörpern die verdrängten, abgespaltenen und projizierten Anteile der unerwünschten Eigenschaften. den abgewerteten Dritten. In ihrem Kern finden sich mächtige Vorstellungen von Reinheit, Ganzheit und Unversehrtheit. Sie dienen der Abwehr von Fantasien und Ängsten über Versehrtheit, Beschädigung und Begrenztheit, Trennung und Ausstoßung. Neben Fantasien von Grandiosität stehen Ängste, wertlos zu sein. Der Held wird zum Zerrbild verdrängter Anteile.
Die Suche nach Eindeutigkeit Im Dilemma
Treffen Ambivalenz der Moderne und individuelle Ichschwäche aufeinander, gibt es keinen Schutzraum mehr. Unsicherheit und Ohnmachtsgefühle werden aggressiv abgewehrt.
Angst, Unsicherheit und aggressive Bedürfnisse befördern drei mögliche Formen des Autoritarismus (Heitmeyer, 2020): Folgebereitschaft, Suchbereitschaft und Machtbereitschaft. Als Folgebereitschaft unterwirft man sich der Autorität, in der Machtbereitschaft wandelt man die erlebte Passivität in Aktivität, man strebt selbstbewusst nach eigener Ausübung von Macht und Kontrolle. In der Suchbereitschaft orientiert man sich am größtmöglichen persönlichen Gewinn. Entscheidend ist immer die Reduzierung von Unsicherheit und Ambivalenzen. Stets geht es um den Versuch, in einem Bündnis der bessere Partner zu sein, eine grandiose Position einzunehmen, den Ausschluss und die Depression zu vermeiden.
Im Krieg in der Ukraine ginge es dann darum, alles für den Sieg der Ukraine zu tun. Es gäbe nur noch eine Auflösung im Bündnis, keine eigene Position mehr. Nicht alles für die Ukraine zu tun, wäre die Position der Wertlosigkeit. Eine eigenständige Position zu bewahren, könnte beinhalten, eigene Interessen wahrzunehmen, z.B. die eigene Verteidigungsbereitschaft wahren zu wollen. Und als die Ukraine unterstützender, jedoch auch die asymmetrischen Kriegsgegner beobachtender Dritter würde man vielleicht mit den Feind eher verhandeln wollen, weniger auf eine Logik des Sieges und der Niederlage setzen, sondern sich mit der Formel, Russland dürfe und werde den Krieg nicht gewinnen, zufrieden geben.
Die Zeitenwende gebiert neue alte Feindbilder: Putin, die Oligarchen, die Russen, die russischen Hacker. Oder doch der chinesische Expansionismus, der Islamismus, der Kapitalismus? Wenn wir die Bundeswehr und die Infrastruktur auch nur ordentlich ausrüsten wollen, zu welchem Zweck? Panzerkrieg, Eingreiftruppe, Straßenkampf, Cyberkrieg, Weizenkrieg, Wirtschaftskrieg oder Klimakrieg? Von allem etwas?
Untergangsstimmung und neues Heldentum
Seit vielen Jahren gibt es inmitten blühender Landschaften ein Gefühl des bedroht seins mit verschiedenen Auslösern: die Grenzen des Wachstums, die Erderwärmung, Globalisierung, Bankenkrise, Bevölkerungswachstum, Ende des Sozialstaats, Untergang des Abendlands, weltweite Seuche, Kriege, Terrorismus. Und dann fällt in einem unfassbar grausamen Akt und derart bis dahin unvorstellbar die russische Armee über die Ukraine her.
Apokalyptische Verschwörungsfantasien werden Realität. Für die Zivilbevölkerung in der Ukraine und für die kämpfenden Truppen geht es um Leben und Tod. Wir sind betroffen und beteiligt. Die spezielle deutsche Geschichte mit der Ukraine verweist auf eine Verpflichtung zu ihrem Schutz und zur Unterstützung ihrer Autonomie. Die spezielle deutsche Geschichte mit Russland bzw. der Sowjetunion lässt eine gewisse Ambivalenz entstehen zwischen der kämpferischen Zurückweisung der russischen Aggression und historisch bedingten Schuldgefühlen. Ein postheroisches Deutschland sieht sich plötzlich an der Seite einer heroischen Ukraine gegen ein seine Truppen sinnlos in den Tod schickendes Russland. Die Vergangenheit überholt die Zukunft. Für die deutsche Seele, wenn es denn eine solche gäbe, muss das sein wie eine zugleich alptraumhafte wie befreiende Verarbeitung der eigenen Geschichte, eine Wiederkehr mit vertauschten Rollen. Wir sind die Angegriffenen, wir dürfen und müssen uns verteidigen. Die Aggression auf Russland scheint gerechtfertigt. Die Bedrohung materialisiert sich und die Aggression konzentriert sich. Frieren und Tempolimit für die Ukraine. Fracking-Gas aus den USA. Öl aus Katar. Ggf. Strom aus Kohle- und Atomkraftwerken. Inflation. Alle Maßnahmen werden daran gemessen, Russland nicht zu gestatten, den Krieg zu gewinnen. Helden und Heldinnen des Alltags.
Mit der Untergangstimmung unlösbar verknüpft ist das Erscheinen des »Helden«. Während Apokalypse und Heldentum zumeist nur noch allegorisch verstanden werden, sind sie fester Bestandteil von Verschwörungserzählungen. Der »Held« bekämpft das Böse. Psychodynamisch betrachtet verkehrt die Figur des Helden unerwünschte Gefühle in ihr Gegenteil. Aus Angst vor Veränderung, Zerbrechlichkeit, Einschränkung, Hilflosigkeit und Tod werden Unverletzlichkeit, Souveränität und ewiges Leben. Die Verschiebung erfolgt umso leichter, je ungreifbarer und damit nahe an der Todesangst die ursprüngliche Angst ist.
Der Glaube an die eigene Besonderheit schützt den Helden/die Heldin vor der Todesangst. Die Identifizierung mit einer Heldenfigur befriedigt das Bedürfnis nach Kontrolle, Narzissmus und aggressiven Impulsen. Sie erfolgt besonders leicht in der Latenzzeit. Oder man schreibt diese Besonderheit einer anderen Person zu, einer Gottheit oder Kraft, einem »ultimativen Retter«. Der Glauben an ein "höheres Wissen" und an die unbezweifelbare Richtigkeit der eigenen Positionen, die Erfassung des "wahren Wesens" der Dinge, der angestrebte ganzheitlichen Kontrolle der Gesellschaft, die Forderung nach politischer Homogenität der Gesellschaft und das Denken in kompromisslosen Gegensatzpaaren wie Gut-Böse sind wesentliche Bestandteile aller extremistischen Ideologien (Pfahl-Traughber, 2014).
Diese Vorstellungen sind sicher wirksam. Ihre Kehrseite ist die notwendige Auslagerung der Schwäche, die Externalisierung nicht erfüllbarer Ich-Ideals-Anteile. [Der Held] schleppte das Böse, das er für immer zu vernichten suchte, mit sich. Mit seiner Hilfe breitete es sich über die ganze Welt aus.
Lernprozesse und Massenmedien
Die drei wichtigsten psychologischen Prozesse in der militärischen Ausbildung sind klassisches Konditionieren (systematische Desensibilisierung), operantes Konditionieren und Modelllernen. Ähnliches geschieht in den modernen Medien. Die sich häufig wiederholende Darbietung von Gewaltszenen in Filmen und Videos, realistische Ballerspiele und der Aufbau von modernen Film-Helden, die sich außerhalb aller Regeln bewegen, führen dazu, dass Gewalt nicht mehr eingehegt wird. Das aber führt nicht zu einem verstärkten Verständnis für die Opfer. Es führt eher dazu, dass man sich an Gewalt gewöhnt, unempfindlich wird und das Leiden trivialisiert.
Ballerspiele am PC sind aus militärischen Simulationsprogrammen hervorgegangen, die selektive Konzentration, Reaktionsbereitschaft und Treffsicherheit erhöhen sollten. Die emotionale Hemmung zum Töten sollte ausgeschaltet und auf technische Fertigkeiten reduziert werden (Elzer, 2011).
Filme anzuschauen und Spiele zu spielen sind aber weder direkte Auslöser noch Sublimation von Gewalt. Sie hinterlassen vielmehr aufregende Bilder von Konfliktlösungen. Ähnlich wie Werbung – für die Milliarden ausgegeben werden - sickern die Bilder ins (Unter-) Bewusstsein ein. Und wenn die Gewaltdarstellungen nur ein wenig dazu beitragen, die Gewaltbereitschaft der Gesellschaft im Durchschnitt zu erhöhen, dann ist zu erwarten, dass dies an den Rändern zu vermehrten Tötungen führt (Grossman, 2009, S. 333).
Tatsächlich kommt es zu einer Erosion des Realitätsprinzips, (Plassmann, 2013, S. 29) einer zunehmenden Diffusion zwischen materieller und virtueller So wird der reale Krieg zunehmend auch zu einem Krieg der Bilder. Die >Bilder erschüttern und bleiben doch irgendwie fremd. Es nimmt nicht wunder, dass sich die ukrainische Regierung darum bemüht, die Regierenden der Welt einzuladen, um sich vor Ort ein eigenes Bild der Wirklichkeit zu verschaffen – das dann seine Wirkung auch nicht verfehlt.
Aber man darf sich nicht vorstellen, dass Töten aus der Ferne (qua Kampfjet oder Drohne und Bildschirm) das Problem des persönlichen Tötens löst. Einerseits bemüht sich die ukrainische Armee, die materiell überlegene russische Armee in Straßenkämpfe zu verwickeln, Kämpfe Soldat gegen Soldat. Dies reduziert die materielle Überlegenheit. Andererseits zeigen Kampfjetpiloten und Drohnenpiloten nach Art und Anzahl ähnliche Belastungsstörungen (Anpassungsstörungen, Angststörungen, PTBS). Stundenlang beschäftigen sie sich mit ihren späteren Opfern bis in ihr Privatleben hinein (Fromm, 2013). Ganz offenbar können Drohnenpiloten ähnliche Ausfallerscheinungen erleiden wie Schlachtfeldsoldaten. Manche ertragen es nicht, von Kameraden als Weichlinge verspottet zu werden, keine richtigen Soldaten zu sein, keine Heldengeschichten erzählen zu können. Die Mehrzahl hingegen erträgt es auf Dauer nicht, aus großer ferne Leben auszulöschen, ohne je physisch dabei zu sein. Andere ertragen es nicht, morgens und abends fürsorglich Väter und Ehemänner zu sein und in den Stunden dazwischen eiskalte Kriegssoldaten. Auch Drohnenpiloten brauchen für diesen Wechsel ihrer Ich-Zustände Zeit (Klingst 2012).
Humanität und Wehrfähigkeit: »Friedens-Ich« und «Krieger-Ich«
Die psychologische Aufgabe der Zeitenwende bestünde also darin, junge Menschen in die Lage zu versetzen, zu kämpfen und bei Bedarf gehorsam zu sein, Befehlen zu folgen. Um motiviert zu kämpfen, brauchen sie eine konkrete Vorstellung von den Werten, die sie verteidigen, und vom Feind, gegen den sie die Gesellschaft verteidigen. Diese Gruppe wird in letzter Konsequenz lernen, ihre Tötungshemmung zu überwinden. In Anlehnung an S. Freud (1918) möchte ich dies das »Krieger-Ich« nennen.
Soldaten und Zivilgesellschaft übernehmen eine große Verantwortung, sowohl für die Verteidigung als auch für das Töten. Und weil dies eine Ausnahmezustand sein soll (im Verteidigungsfall), muss die Zivilgesellschaft den Einsatz gut begründen und den Soldaten bei ihrer Rückkehr ins Zivilleben helfen. Das »Friedens-Ich« (Freud 1919) muss wieder in sein Recht versetzt werden. Das heißt aber, sie muss das Bewusstsein aufrechterhalten, dass die Tötungshemmung und der Lebensschutz der Normalzustand ist. Gruppenpsychologisch wird es immer Stimmen geben müssen, die vor Gewalt warnen.
Freud verstand sogenannte »Kriegsneurosen«, also Soldaten, die an der Front des 1. Weltkriegs psychisch erkrankten, als inneren Konflikt, indem sich das »Friedens-Ich« gegen den neu gebildeten, parasitischen Doppelgänger des »Krieger-Ich« (Freud et al. 2019, S. 7 – 9), gegen die Lebensgefahr, in die das »Krieger-Ich« den Soldaten bringt, gegen die empörenden Anforderungen des Kriegsdienstes einschließlich des Auftrags andere zu töten und gegen die rücksichtslose Unterdrückung der eigenen Persönlichkeit durch die Vorgesetzten wehrt (Freud, 1920, S. 707).
Die Wagnisse, die das »Krieger-Ich« eingeht, bedrohen das Leben des »Friedens-Ich«. So wird die gefürchtete äußere Gewalt zu einem »inneren Feind«. Das »Krieger-Ich« aber funktioniert als Teil einer militärischen Einheit. Die Vorgesetzten und die Gruppe lenken den Soldaten und vermitteln ihm Sicherheit. Wird diese Identifikationsneigung enttäuscht, fühlt sich der Soldat wie von seinen Eltern verlassen. Die Enttäuschung lässt die äußere Gefahrensituation traumatisch werden (Bohleber 2000, S. 809). Deswegen meint das »Krieger-Ich«, immer gewinnen zu müssen.
Es gibt eine Tendenz zur Eskalation der Gewalt. Gewalt ist ansteckend. Im Krieg zerbricht der Firnis der Kultur. Schon in Friedenszeiten werden Diskussionen zur Mehrheitsgewinnung und die Notwendigkeit zum Kompromiss als Schwäche diskreditiert. Unter dem Druck kriegerischer Auseinandersetzungen nimmt die Entweder-oder-Haltung zu. In der Fantasie der reinen Stärke wird Schwäche immer externalisiert, ausgelagert, immer dem anderen eingejagt. Sie kennt nur Sieg oder Niederlage, Triumph oder Unterwerfung bzw. Vernichtung. So ist die Gewaltbereitschaft und Gewaltakzeptanz bei manifest Rechtsextremen auffällig hoch. Das Ressentiment will Abfuhr (Decker et al., 2020, S. 83 f.).
Wenn die situative Tendenz zum Heldentum auf eine innere Disposition trifft, unerwünschte Gefühle abzuspalten, zu externalisieren und auf Feindbilder zu projizieren, verfestigt sich die Gewalttendenz. Die Überwindung der entweder-oder-Haltung ist in der Psychologie bekannt als »depressive Position«. In seiner geistig-emotionalen Entwicklung erkennt der Mensch, dass weder sein Gegenüber noch er selber nur gut oder nur böse ist. Aus dieser Fähigkeit zur Integration von Ambivalenzen entstehen die Toleranz für eigene Schuldgefühle und eine Wiedergutmachungstendenz. Diese »depressive Position« ist die Grundlage des europäischen Ideals der »Humanität« (Beland, 1993, S.388). In Krisen kann diese Fähigkeit beinträchtig werden oder verloren gehen. In der akuten kriegerischen Auseinandersetzung wird sie angehalten. Es bedarf eines anhaltenden Ringens, sie wieder in Kraft zu setzen.
Literaturliste
- Altmeyer, M. (2019): Auf der Suche nach Resonanz. Entwurf einer Zeitdiagnose der digitalen Moderne. Psyche - Z Psychoanal 73, 2019, 801-825
- Beland, H. (1993): Umwälzungen gebären alte Geister neu – Das verunsicherte Europa. Psyche - Z Psychoanal 47, 378 – 396
- Berndt, Ch. (2022): „Wie ein Schuss Heroin“. Die Gräueltaten der russischen Armee schockieren. Wie konnte es zu dieser Verrohung kommen? Neuropsychologe Thomas Elbert über die Abgründe der menschlichen Seele im Krieg. Süddeutsche Zeitung vom 9./10.04.2022
- Bohleber, W. (2000): Die Entwicklung der Traumatheorie in der Psychoanalyse. Psyche - Z Psychoanal54, 797 - 839
- Chassguet-Smirgel, J. (1975): Das Ichideal. Psychoanalytischer Essay über die »Krankheit der Identität«. Frankfurt (Suhrkamp) 1981
- Decker, O. & Brähler. E. (Hrsg.) (2020): Autoritäre Dynamiken. Alte Ressentiments – neue Radikalität. Psychosozial Verlag: Gießen
- Decker. O. & Türcke, Ch. (2019): Autoritarismus. Kritische Theorie und Psychoanalytische Praxis. Psychosozial-Verlag: Gießen
- Decker, O., Kiess, J., Schuler, J., Handle, B., Pickel, G. & Brähler, E. (20020): Die Leipziger Autoritarismusstudie 2020: Methode, Ergebnisse und Langzeitverlauf. In. Decker & Brähler et al. (2020), S. 27 - 88
- Decker, O., Schuler, J., Yendell, A., Schließler, C. & Brähler, E. (2020): Das autoritäre Syndrom: Dimensionen und Verbreitung der Demokratie-Feindlichkeit. In: Decker, O. & Brähler. E. (Hrsg.) (2020), 179 - 210
- Ehrenberg, A. (2004) [1998]: Das erschöpfte Selbst. Depression und Gesellschaft in der Gegenwart. Frankfurt/M. (Campus)
- Elzer, M. (2022): Überlegungen zum Phänomen Amoklauf an Schulen (school shooting) aus psychoanalytischer Sicht. Psychonanalyse aktuell. Online-Zeitung der Deutschen Psychoanalytischen Vereinigung. https://www.psychoanalyse-aktuell.de/artikel-/detail?tx_news_pi1%5Baction%5D=detail&tx_news_pi1%5Bcontroller%5D=News&tx_news_pi1%5Bnews%5D=125&cHash=9f80768b04258a7edd6d0f6b42de77f2 Aufruf v. 21.06.2022
- Fonagy, P., Gergely, G., Jurist, E.L. & Target, M. (2004). Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst. Stuttgart: Klett-Cotta.
- Freud, S. (1920): Gutachten über die elektrische Behandlung der Kriegsneurotiker. Gesammelte Werke, Bd. 19, S. 704 – 710
- Freud, S., Ferenczi, S., Abraham, K., Simmel, E.., Jones, E. (1918 [2018]): Zur Psychoanalyse der Kriegsneurosen. Inktank – Publishing 2018
- Fromm, A. (2013): »Morgens töten sie, abends bringen sie die Kinder zum Fußball«. Jean Otto hat psychische Belastungen von Drohnen- und Kampfjetpiloten verglichen. Im Interview erklärt sie: Der Abstand zu den Opfern macht den Einsatz nicht leichter. Zeit online https://www.zeit.de/politik/ausland/2013-11/drohnen-piloten-jean-otto?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com%2F Aufruf v. 21.06.2022
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